Sorgen und Ängste werden mehr
Seit einigen Jahren nehmen Sorgen und Ängste in unserer Gesellschaft immer mehr Raum. Nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016, begannen Menschen öffentliche Räume zu meiden, obwohl das statistische Risiko, Opfer eines Anschlages zu werden, verschwindend gering war. Im Zuge der Flüchtlingswelle 2015/16 wurde die Angst vor Überfremdung, ansteigender Kriminalität, Verlust des Arbeitsplatzes etc. immer größer. Die Anlässe waren überschaubar, doch die große mediale Präsenz der Themen, beeinflusste Wahrnehmung und Bewertungen.
Heute entsteht infolge der allgegenwertigen Corona Thematik, in unserer Gesellschaft eine neue Form der kollektiven Problemfokussierung. Blickt man in die Medienwelt, so scheint auf dieser Welt nur noch ein Thema zu existieren: die überall lauernde Bedrohung durch schwere Krankheit und den Corona Tod. Verlassen wir das Haus, begegnen uns Menschen mit einer Maske vor dem Gesicht, sitzen Dienstleister hinter Trennscheiben. Es ist nicht einfach, sich dem Thema zu entziehen und so entfaltet es seine Wirkung.
Stress bremst unser Denken
Die kontinuierliche Konfrontation mit einer nicht greifbaren Bedrohung, kann zu einem Gefühl von Kontrollverlust führen. Darauf reagiert unser Körper mit einem verstärkten Ausstoß des Stresshormons Cortisol, welches uns in eine Art innerer Alarmstellung versetzt. Das ist generell erst einmal ok, den es mahnt zur erhöhten Achtsamkeit. Hält der Stress jedoch über längere Zeit an und kommt ein Gefühl des „der Situation ausgeliefert sein“ hinzu, so steigt der Cortisolspiegel weiter an. Jetzt wird es kritisch, denn ab einer bestimmten Höhe, fängt das Cortisol an, unserer kognitiven Fähigkeiten einzuschränken. Das bedeutet die Angst bzw. der anhaltende innerer Stress verengen unsere Wahrnehmungsfähigkeit, reduzieren unser Denkvermögen und unsere Beurteilungsfähigkeit. Unser Gehirn beginnt unse-re Handlungsmöglichkeiten auf die Optionen Angriff, Flucht oder Unterwerfung zu reduzieren. Der kluge Umgang mit der Situation und die Fähigkeit der Differenzierung gehen zunehmend verloren.
Als wir noch als Jäger und Sammler durch die Steppe zogen und vor den wilden Tieren und feindlichen Stämmen flüchten mussten, war dieser Anpassungsreflex absolut überlebenswichtig. Entweder waren wir stärker oder schneller als andere, oder wir mussten uns unterwerfen. In einer komplexen, medial dominierten Welt kann dieser Reflex jedoch das genaue Gegenteil bewirken.
Selbstwirksamkeit geht verloren
Was wir als Mensch in der aktuellen Situation bräuchten, wäre Selbstvertrauen, Weitsicht, das differenzierte Abwegen von Risiken und Konsequenzen, emotionale Distanz und eine einigermaßen ungetrübte Fähigkeit der Bewertung. Doch genau diese Fähigkeiten gehen infolge der übermäßigen Fokussierung auf das scheinbar übermächtige Thema „Corona“ verloren.
So saugen erstaunlich viele Menschen jede verfügbare Information auf, studieren Fallzahlen, zucken bei jedem Anstieg des R-Wert zusammen und setzen alles daran, alles ganz richtig zu machen und jedes noch so kleine Risiko zu vermeiden. Das alles geschieht in bester Absicht und doch ist es eine Form der Selbsthypnose. Problemhypnose bedeutet, dass man sich selbst durch eine übermäßige Fokussierung auf das Problem mit dem Problem hypnotisiert. Das führt dann zu der oben beschriebenen Wahrnehmungsverengung. Der Ertrinkende verliert im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen, sucht den rettenden Strohhalm, gerät in Panik, beginnt immer stärker zu strampeln und wird dadurch immer mehr in die Tiefe gezogen. Der Teufelskreis nimmt seinen Lauf.
Werden dann auch noch die sozialen Kontakte eingeschränkt (Neudeutsch „Social Distancing“) wird alles noch ein Stück schlimmer. Menschen sind Beziehungswesen. Der enge Kontakt mit vertrauten Menschen erzeugt in unserem Gehirn das Hormon Oxytocin. Oxytocin sorgt für Wohlbefinden, Zuversicht und lässt uns vertrauen. Soziale Distanz hingegen ist ein exzellenter Nährboden für Depressionen und Neurosen.
Untersuchungen im Bereich der Neurowissenschaften belegen, dass eine starke Problem-fokussierung – das gedankliche Kreisen um Probleme, nachweislich zu einer mentalen und körperlichen Schwächung führt; und damit auch zu einer Schwächung des Immunsystems. Je stärker jemand in diese Dynamik einsteigt, um so mehr verliert er den Zugang zu seinen eigenen Ressourcen und seiner Selbstwirksamkeit. Das was eigentlich gut gemeint war, richtet sich dann gegen die eigene Person und gegen die eigene Gesundheit.
Was Coaching leisten kann
Im Coaching gibt es sehr gute Möglichkeiten, Sorgen und Angstdynamiken die Macht zu nehmen und die eigene Selbstwirksamkeit wieder zu erhöhen.
- Mit Methoden wie z.B. der Prozessorientierten Energetischen Psychologie (PEP) lassen sich hier recht schnell gute Ergebnisse erzielen. Dabei werden schwächende neuronale Netzwerke und Dynamiken im positiven Sinne verstört und zugleich förderliche und kraftspendende Netzwerke aktiviert.
- Daneben wird der Klient eingeladen, alternative Blickwinkel zu erproben, Bewertungsmuster zu hinterfragen und die eigene Fähigkeit der Differenzierung wieder zu stärken. Er lernt, eine innere Distanz zu bedrohlichen Situationen zu entwickeln und so in der Krise handlungsfähig zu bleiben.
- Und der Klient lernt, wie er sich selbst schnell helfen kann, wenn die Sorgen doch noch einmal wieder beginnen zu viel Raum zu nehmen.